Mittwoch, 29. März 2023

Glaukom: ein unentdeckter blinder Fleck



Stolpern Sie immer häufiger? Oder rempeln immer öfter ungewollt Menschen an? Das könnten an Ihren Augen liegen. Erkennen Sie die ersten Symptome eines Glaukoms und verhindern Sie Schlimmeres.

 

Von den über 40-Jährigen erkranken zwei Prozent an einem Glaukom, den man im Volksmund auch grünen Star nennt. Das Erkrankungsrisiko steigt mit zunehmendem Alter leicht an. Von allen über 80-Jährigen haben zehn bis fünfzehn Prozent ein Glaukom.

Wie entsteht ein Glaukom?

Etwa die Hälfte der Patienten hat einen hohen Augendruck. Das führt zum Absterben des Sehnervs. Aber auch Menschen mit normalem Augendruck können ein Glaukom bekommen, wenn sie eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Augendruck haben. Wahrscheinlich spielt dabei eine schlechte Blutversorgung des Sehnervs eine Rolle. Nicht jeder mit hohem Augendruck bekommt automatisch auch ein Glaukom.

Was tun?

Das Glaukom ist eine schwere Augenerkrankung, bei der der Sehnerv geschädigt wird. Die von den Augen gesehenen Bilder erreichen das Gehirn nicht mehr. Das kann allmählich zu einer Sehschwäche und schließlich zur Erblindung führen.

Was sind die Risikofaktoren?

· Älter als 40 Jahre

· Vererbung (wenn Glaukom in der Familie vorkommt, ist das Risiko erhöht)

· Erhöhter Augendruck (normaler Wert: 10 bis 21 mmHg)

· Asiatische oder afrikanische Abstammung

· Starke Kurz- oder Weitsichtigkeit

· Einnahme bestimmter Medikamente wie Corticosteroide

· Augenverletzungen in der Vergangenheit

· Rauchen (einer der größten Risikofaktoren für ein Glaukom)

· Diabetes

· Herz- und Gefäßkrankheiten

· Bei Frauen die Einnahme der Pille

Hat ein Sehtest Sinn?

Ja, das ist sinnvoll. Lassen Sie Ihre Augen ab dem 40. Lebensjahr von einem Augenarzt gründlich untersuchen, wenn Sie ein erhöhtes Risiko haben, weil die Krankheit in Ihrer Familie vorkommt. Durch eine Augendruckmessung und eine Untersuchung des Sehnervs und des Gesichtsfelds kann ein Glaukom frühzeitig erkannt werden. Wenn dies geschieht, bevor der Sehnerv geschädigt ist, kann es Ihr Augenlicht retten!

Wann muss man zum Augenarzt gehen?

Im Anfangsstadium merkt man von einem Glaukom wenig oder gar nichts. Die frühesten Symptome sind: häufiger stolpern, gegen Menschen oder Gegenstände laufen oder etwas auf den Boden fallenlassen und es nicht mehr wiederfinden können. Alarmglocken sollten auch schrillen, wenn Sie plötzlich im Verkehr Unfälle verursachen.

Wie wird ein Glaukom behandelt?

Eine einmal eingetretene Schädigung des Auges durch ein Glaukom kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Das Fortschreiten der Krankheit lässt sich jedoch aufhalten. In den meisten Fällen kann der Augendruck mit Augentropfen gesenkt werden. Wenn die Tropfen nicht gut wirken, kann der Augendruck durch Tabletten, eine Laserbehandlung oder eine Operation gesenkt werden. Auch Bewegung senkt den Augendruck und beugt einem Glaukom vor. Lesen hier mehr über Ursachen und Behandlung des Glaukoms.

Sie denken, dass Sie gut sehen

Das Glaukom ist der größte unumkehrbare Grund für Blindheit weltweit. Es ist eine beängstigende Erkrankung: Man merkt zunächst nicht, dass man sie hat. In vielen Studien ist zu lesen, dass die Symptome ein kleiner werdendes Gesichtsfeld und blinde Flecken sind, aber das ist nicht richtig. Man bekommt blinde Flecken, aber man empfindet sie nicht als blinde Flecken. Beim Glaukom stirbt der Sehnerv, die Verbindung zwischen Auge und Gehirn, langsam ab. Infolgedessen erhält das Gehirn nicht genügend Informationen und beginnt, diese Informationen selbst zu ergänzen. Man glaubt also selbst, dass man gut sieht. Außerdem hat nicht jeder, der an einem Glaukom leidet, einen zu hohen Augendruck. Aufgrund dieser beiden Faktoren wird die Krankheit oft erst in einem sehr späten Stadium entdeckt. Das Glaukom ist jedoch gut behandelbar, in dem Sinn, dass eine weitere Verschlechterung verzögert oder aufgehalten werden kann.

Großer Schritt bei der Früherkennung des Glaukoms

In der Glaukomforschung werden jedoch große Fortschritte gemacht. So ist es Forschern 2022 gelungen, mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI) die Diagnose Glaukom um 35 Prozent früher zu stellen. Die Forscher haben einen Algorithmus entwickelt, der es ermöglicht, dass ein Glaukom nicht nur von Spezialisten gut zu diagnostizieren ist. Bisher wurden selbst in fortschrittlichen und wohlhabenden Ländern nur 50 Prozent der Fälle korrekt diagnostiziert und eine angemessene Behandlung eingeleitet.

Glaukomerkennung durch Computer

Die Forscher fragten sich, ob es möglich wäre, einem Computer beizubringen, ein Glaukom anhand eines Fotos der Augennetzhaut (Augenhintergrund) gut genug zu erkennen. Das würde ein großangelegtes Screening auf Glaukom ermöglichen und so die Erblindung und Sehbehinderung vieler Menschen weltweit verhindern. Das Projekt begann mit dem Aufbau einer Fotodatenbank. Fotos des Augenhintergrunds von mehr als 110.000 Menschen verschiedener Abstammung - eine repräsentative Mischung der Weltbevölkerung - wurden beurteilt. Nach einer intensiven Schulung wurden 20 Optometristen/Augenärzte aus dem In- und Ausland ausgewählt, um die Fotos einzeln mit „Glaukom“ oder „Kein Glaukom“ oder „nicht zu beurteilen“ zu kennzeichnen.

Eine Herausforderung für künstliche Intelligenz

Der nächste Schritt bestand darin, auf der Grundlage dieser Augenhintergrundfotos einen Algorithmus zu entwickeln. In Zusammenarbeit mit der Abteilung für künstliche Intelligenz an der Universität Amsterdam wurde Anfang 2022 ein Wettbewerb organisiert. Die Siegergruppe erreichte eine Diagnoserate von 85 Prozent bei der Erkennung eines Glaukoms, unabhängig von der ethnischen Zugehörigkeit und der verwendeten Kamera. Das ist so gut, wie es ein Glaukomspezialist machen würde.

Wie geht es weiter ?

Die Forschung hat ergeben, dass der Algorithmus breit und einfach einsetzbar ist. Der nächste Schritt besteht darin, das erworbene Wissen weiter zu verbreiten und umzusetzen. Als die Wissenschaftler vor drei Jahren dieses Projekt starteten, hatten sie einen Traum. Sie träumten davon, einen Weg zu finden, das Glaukom besser zu diagnostizieren und damit möglicherweise die Erblindung vieler Menschen zu verhindern. Tatsächlich lassen sich die meisten Glaukompatienten, wenn sie einmal die Diagnose erhalten haben, leicht mit Medikamenten behandeln. Vielleicht kann in Zukunft jeder seine Augen einmal im Jahr beim Optiker fotografieren lassen und weiß innerhalb von fünf Minuten, ob er vielleicht ein Glaukom hat. Denn so einfach könnte das in Zukunft mit der Unterstützung von künstlicher Intelligenz sein.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.