Menschen schließen schneller Freundschaft mit Menschen, die den gleichen Körpergeruch haben wie sie selbst.
Jeder Hundebesitzer kennt dieses typische Verhalten: Wenn ein Hund dem anderen auf der Straße begegnet, dann beschnüffeln sie sich zur Begrüßung erstmal ausgiebig. Die Vierbeiner tun das, um eine Antwort auf die Frage zu bekommen, die das Leben eines jeden Hundes beherrscht: Ist der andere Hund Freund oder Feind?
„Ich kann dich gut riechen“
Auch bei Menschen spielt der individuelle Duft einer Person eine große Rolle. Es heißt nicht umsonst: „Die beiden können sich nicht gut riechen“, wenn man ausdrücken will, dass die beiden Personen sich nicht gut verstehen und schon gar nicht befreundet sind. Menschen gehen normalerweise nicht so weit mit dem Beschnüffeln wie Hunde, aber ihre Nase scheint ihnen unbewusst wichtige Informationen darüber zu liefern, mit wem sie es zu tun haben, schreiben Verhaltensforscher vom israelischen Weizmann-Institut in der Fachzeitschrift „Science Advances“. Schließlich haben enge Freunde auffallend oft ähnliche Körpergerüche, während dies bei fremden Personen nicht der Fall ist. Umgekehrt sind Menschen mit ähnlichem Körpergeruch eher befreundet als Menschen mit unterschiedlichem Körpergeruch, wie die Studie zeigt.
Freunde riechen ähnlich
Um die Rolle des Körpergeruchs zu untersuchen, rekrutierte das Forschungsteam zehn (gleichgeschlechtliche) befreundete Paare aus Israel, zehn Männer und zehn Frauen, die angaben, dass es bei ihrer ersten Begegnung sofort gefunkt hatte. Die Wissenschaftler nahmen Proben der Körpergerüche der Teilnehmer und ließen sie von einer elektronischen Nase analysieren. Man stellte fest, dass die Körpergerüche von befreundeten Paaren ähnlicher waren als die von zufällig gepaarten Studienteilnehmern. Um die Ergebnisse der elektronischen Nase zu bestätigen, ließen die Forscher auch 24 menschliche Nasen an den Proben riechen. Ihre Beobachtungen bestätigten, dass die Geruchsprofile von engen Freunden ähnlicher sind als die von zufälligen Paaren.
Ursache oder Wirkung?
Das beweist natürlich noch nichts, denn was ist Ursache und was ist Wirkung? Werden Menschen erst dann zu guten Freunden, nachdem sie gegenseitig einen ähnlichen und vertrauten Körpergeruch wahrgenommen haben? Oder entstehen ähnliche Körpergerüche erst durch die Freundschaft, weil Freunde ähnliche Dinge tun, ähnliche Dinge essen, in der Regel in der gleichen Gegend wohnen und der gleichen sozialen Schicht angehören?
Weitere Experimente haben gezeigt, dass Ersteres der Fall ist. Die Forschenden rekrutierten weitere 30 Testpersonen, die sich noch nie zuvor begegnet waren, und ließen die elektronische Nase das Geruchsprofil für jeden von ihnen bestimmen. Auf der Grundlage dieser Duftprofile sagten sie dann voraus, welche Teilnehmer nach einem arrangierten Treffen berichten würden, dass es zwischen ihnen sofort „Klick“ gemacht hatte oder nicht. Die Vorhersagen der elektronischen Nase erwiesen sich als richtig.
Die Ergebnisse stimmen mit Berichten überein, wonach Menschen, die unter Geruchsstörungen leiden, seltener soziale Kontakte knüpfen und dass Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen anders auf Geruchssignale reagieren als der Durchschnitt, berichten die Wissenschaftler in ihrem Artikel.
Welchen Einfluss haben Parfüm, Deo und Co.?
Die Frage ist, inwieweit sich die Forschungsergebnisse auf das wirkliche Leben übertragen lassen. Denn was bleibt vom eigenen Körpergeruchsprofil übrig, wenn man es mit einer Parfümwolke überdeckt?
Eine berechtigte Frage, auf die die Wissenschaftler keine Antwort haben. Eigentlich erwarten sie nicht, dass Parfüm die relevanten Signale überdeckt, aber das ist nur eine Vermutung. Andererseits haben Kollegen einige interessante Studien durchgeführt, die zeigen, dass Menschen ihre Parfüms so auswählen, dass sie ihre eigene Genetik widerspiegeln. Die Verwendung von Parfüm könnte also den eigenen individuellen Körpergeruch sogar noch verstärken.
Duft ändert sich mit dem Alter
Wie es kommt, dass Menschen, die sich mögen, auch ähnliche Gerüche verbreiten, wissen die Forschenden nicht. Möglicherweise deutet das auf eine Form der genetischen Verwandtschaft hin, aber sie haben dafür keine Beweise gefunden. Es gibt auch alternative Erklärungen für die Beobachtung, dass gute Freunde den gleichen Duft ausströmen, berichtet das Wissenschaftsteam. Das Alter ist ein möglicher Grund, da sich das Duftprofil der Menschen mit dem Alter verändert. Es ist nicht auszuschließen, dass Menschen ihre Freunde in ihrer eigenen Altersgruppe auswählen und dass die damit verbundenen gemeinsamen Lebenserfahrungen und Erinnerungen an soziale Ereignisse die Grundlage für den „Klick“ bilden, den Freunde miteinander haben. Ein gemeinsamer Körpergeruch wäre dann nur eine sekundäre Folge ihres ähnlichen Alters.
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