Freitag, 19. Juni 2015

Cholesterin senken auf französisch: Mit Käse und Rotwein


Käse hat den schlechten Ruf wegen seiner vielen gesättigten Fette nicht verdient. Er kann sogar das Cholesterin senken, zeigen neue Forschungen.

Käse, Baguette und Rotwein: Trotz einer Ernährungsweise mit vielen gesättigten Fettsäuren gibt es in Frankreich lange nicht so viele Herz- und Gefäßkrankheiten wie in anderen Ländern. Über dieses Phänomen - bekannt geworden als »französisches Paradoxon« - zerbrechen sich Wissenschaftler noch immer die Köpfe. Die meisten Erklärungen richten sich auf Wein und Lebensweise, aber eine Schlüsselrolle könnte einem weiteren Hauptnahrungsmittel in Frankreich zukommen: dem Käse. Der Beweis, sagen Wissenschaftler, liegt in der Verstoffwechselung des Käses.

Gesättigte Fette besser als ihr Ruf?
Schon früher suchten Ernährungswissenschaftler die Antwort für das französische Paradoxon bei dem sekundären Pflanzenstoff Resveratrol in Rotwein. Denn auch Resveratrol senkt das schädliche LDL-Cholesterin, schützt die Blutgefäße und wirkt entzündungshemmend. Und vielleicht wurden die gesättigten Fette auch zu früh und zu Unrecht als Hauptursache von Herzerkrankungen deklariert. Hanne Bertram und ihre Kollegen weisen darauf hin, dass bereits jüngste Forschungen über die gesundheitsfördernden Effekte einiger Milchprodukte Zweifel an der einst festen Regel gestreut haben, dass gesättigte Fette schlecht sind fürs Herz. Beispielsweise fand eine Studie heraus, dass Käse bei einem Vergleich mit ebenso fetthaltiger Butter das »schlechte« Cholesterin reduzierte, was darauf hindeutet, dass ein hoher Käsekonsum helfen könnte, das französische Paradoxon zu erklären. Um diese mögliche Erklärung weiter zu erforschen, untersuchte das Forschungsteam von Hanne Bertram wie Käse verdaut wird.

Käse gut für die Darmflora
Die Forscher verglichen Urin- und Stuhlproben von 15 gesunden Teilnehmern, die zwei Wochen lang drei verschiedenen Diäten folgten. Alle Menüs enthielten die gleiche Menge an Kalorien und Fett, aber die eine Diät enthielt Milch mit 1,5 Prozent Fettgehalt, die andere Diät beinhaltete eine tägliche Zufuhr von 1,7 Gramm Käse. Die dritte Kontrolldiät enthielt nur Butter, ohne andere Milchprodukte. Die Wissenschaftler stellten fest, dass sich in den Stuhlproben der käseessenden Teilnehmer mehr Buttersäure befand, die von den Darmbakterien produziert wird. Erhöhte Buttersäurespiegel waren wiederum mit einem niedrigeren Cholesterinspiegel verbunden. Die Ergebnisse weisen auf eine Bedeutung der Darmflora hin und unterstützen weiterhin die Verbindung zwischen Käse und französischem Paradoxon, meinen die Forscher. Viel Käse - trotz seines hohen Fettgehaltes - wirkt also vielleicht positiv und möglicherweise sind nicht alle gesättigten Fettsäuren schlecht.

Käse als Medizin
Es stellt sich heraus, dass Hüttenkäse und fermentierter Käse wie Gouda, einige Cheddarsorten und Parmesan oft mit Probiotika hergestellt werden. Solche Käsesorten können die Darmflora regulieren, was wesentlich für eine optimale Verdauung, ein normales Körpergewicht, ein gut funktionierendes Immunsystem und selbst für eine gesunde Psyche ist. Im Jahr 2012 entdeckten Wissenschaftler beim Roquefort mit seinem typischem Schimmel sogar entzündungshemmende Eigenschaften. Auch der italienische Grana Padano schmeckt nicht nur gut, sondern senkt auch nachweislich den Blutdruck. Und indische Forscher konnten beobachten, dass Käse den Säuregehalt im Mund senkt und so der Entstehung von Karies vorbeugt. Genießen Sie also ruhig täglich in Maßen Ihren Lieblingskäse. Doch Sie sollten natürlich - echt französisch - auch auf Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Getreide zurückgreifen. Trinken Sie ein Glas dunklen samtigen Rotwein dazu und genießen Sie das »Savoir-vivre«. Kulinarischer Genuss kombiniert mit gesundheitsfördernder Wirkung: Was kann schöner sein?

Quelle: Hong Zheng, Christian C. Yde, Morten R. Clausen, Mette Kristensen, Janne Lorenzen, Arne Astrup, and Hanne C. Bertram, ›Metabolomics Investigation To Shed Light on Cheese as a Possible Piece in the French Paradox Puzzle‹, J. Agric. Food Chem., 2015, 63 (10), pp 2830–2839, DOI: 10.1021/jf505878a

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