Das Mineral Kalium wird unterschätzt, ist aber dringend nötig für Herz, Blutdruck und Muskelfunktion sowie für einen normalen Flüssigkeitshaushalt. Kalium beugt auch Verstopfung vor.
Kürzlich hat eine große niederländische Studie über die Wirkung von Kalium auf unser Herz-Kreislauf-System viel internationale Aufmerksamkeit erregt. Die Schlussfolgerung war, dass mehr Kalium in der Ernährung sowohl für Männer als auch für Frauen von Vorteil ist, aber Frauen weitaus mehr nützt. In diesem Artikel gehen wir deshalb der Frage nach, was genau Kalium ist, was für unsere Gesundheit tun kann und welche Lebensmittel reich an Kalium sind.
Immer mehr Menschen mit Kaliummangel
Wissenschaftler schlagen schon seit einiger Zeit Alarm, denn die Zahl der Menschen, die an Kaliummangel leiden, hat in den letzten Jahren zugenommen. Nach Angaben des US National Center for Health Statistics erreichen sogar 98 bis 100 Prozent der Amerikaner nicht die empfohlene Tagesdosis an Kalium (1, 2). Ein schwerer Kaliummangel wird auch als Hypokaliämie bezeichnet (3, 4). In Deutschland weisen 20 Prozent der Krankenhauspatienten einen leichten und 5 Prozent einen schweren Kaliummangel auf. Hausärzte stellen bei ihren Patienten über 55 Jahre bei 2,5 Prozent einen Kaliummangel fest, wobei Frauen doppelt so häufig betroffen sind wie Männer (5).
Wozu braucht der Körper Kalium?
Kalium ist nach Kalzium und Phosphor der am häufigsten vorkommende Mineralstoff im Körper. Etwa 98 Prozent des gesamten Kaliums befindet sich in den Zellen unseres Körpers und nur zwei Prozent in den Körperflüssigkeiten (6). Sobald es in unserem Körper gelöst ist, fungiert dieses Mineral als positiv geladenes Elektrolyt. Das heißt, es kann Strom leiten und so den Flüssigkeitshaushalt regulieren, Signale durch das Nervensystem übertragen und Muskeln zur Kontraktion bringen (7, 8). Letzteres bedeutet, dass Kalium auch sehr wichtig für den Herzschlag ist; ein Mangel oder Überschuss dieses Minerals kann diesen Prozess stören und Herzrhythmusstörungen auslösen (9, 10). Kalium ist außerdem an der Aufrechterhaltung des Säure-Basen-Gleichgewichts im Körper beteiligt (11).
Wirkung auf den Blutdruck
Natrium und Kalium arbeiten in unserem Körper zusammen, um den Flüssigkeitshaushalt zu regulieren. Sie werden manchmal als Gegenspieler bezeichnet. Natrium hat im Vergleich zu Kalium die Eigenschaft, mehr Flüssigkeit an sich zu binden. Wenn Sie viel Natrium essen, steigt die Natriummenge im Blut und damit auch die Flüssigkeitsmenge. Das wiederum erhöht den Blutdruck (12) und führt zu einem starken Anstieg des Herzinfarktrisikos (13). Wenn man dann weniger Natrium und mehr Kalium zu sich nimmt, sinkt der Blutdruck wieder (14). Das funktioniert zum einen, weil die Wassermenge in den Blutgefäßen abnimmt, zum anderen aber auch, weil Kalium eine Erweiterung der Blutgefäße und die Ausscheidung von Flüssigkeit über die Nieren bewirkt (15, 16). Eine höhere Kaliumzufuhr ermöglicht dem Körper, überflüssiges Natrium auszuscheiden, und kann den Blutdruck um bis zu 6 mmHg senken (17). Bluthochdruck ist eine der Hauptursachen für Krankheiten in der westlichen Bevölkerung (18, 19). Einer der Gründe für das häufige Auftreten von Bluthochdruck ist, dass unsere Ernährung zu viele raffinierte Nahrungsmittel und zu wenig Obst und Gemüse enthält (20). Raffinierte Nahrungsmittel sind oft mit enormen Mengen an Kochsalz gewürzt.
Zahlreiche Beschwerden durch Kaliummangel
Neben Bluthochdruck kann Kaliummangel auch eine Reihe anderer Symptome wie Schwäche, Müdigkeit, Muskelkrämpfe, Kribbeln, Kurzatmigkeit, unregelmäßigen Herzschlag und Verstopfung verursachen (21, 22, 23, 24). Letzteres liegt daran, dass Kalium dazu beiträgt, Signale vom Gehirn an den Darm zu senden, die dort Kontraktionen auslösen (25, 26).
Neben einer zu geringen Kaliumzufuhr über die Nahrung kann ein Mangel auch durch (chronischen) Durchfall, die Einnahme von Abführmitteln oder Tonerde, häufiges Erbrechen, hormonelle Störungen und die Einnahme von Medikamenten entstehen (27). Es gibt auch Hinweise darauf, dass ein Kaliummangel die Insulinproduktion beeinträchtigt und dadurch den Blutzuckerspiegel in die Höhe treibt (28).
Kaliumsalz statt Kochsalz
Einige Ärzte und Ernährungswissenschaftler empfehlen Patienten mit Bluthochdruck, normales Kochsalz, das auf Natriumchlorid basiert, durch Kaliumsalz zu ersetzen. Forschungsergebnissen zufolge senkt dieses Salz tatsächlich den Blutdruck (29, 30, 31, 32, 33). Leider haben Versuche von professionellen Bäckern gezeigt, dass reines Kaliumsalz einen bitteren und metallischen Geschmack hat, der von den meisten abgelehnt wird. Deshalb raten Bäcker davon ab, viel Kaliumsalz zu verwenden, und schlagen vor, nur einen Teil des Natriums durch Kaliumsalz zu ersetzen. Bei der Verwendung von natriumhaltigem Salz wird grob gemahlenes Meersalz empfohlen, da Kochsalz sehr fein gemahlen ist und daher mehr Natrium pro Volumen enthält (34, 35). Auf dem Papier unterscheidet sich der Natriumgehalt pro 100 Gramm nicht wesentlich. Einer Studie zufolge lässt (keltisches) Meersalz den Blutdruck jedoch weniger ansteigen als raffiniertes Salz (36). Eine Analyse zeigt, dass Speisesalz im Gegensatz zu unraffiniertem Salz so gut wie keine Mineralien enthält (37). Letzteres enthält zum Beispiel etwas weniger Natrium, dafür aber viel mehr Magnesium und Kalium. Ob Sie empfindlich auf die blutdrucksteigernde Wirkung von Salz reagieren, ist individuell verschieden und variiert von Mensch zu Mensch (38, 39). Übermäßiger Salzkonsum ist für niemanden gesund, aber eine moderate Menge für einen besseren Geschmack, ist kein Problem. Maximal sechs Gramm Salz pro Tag stellen für die meisten Menschen kein Problem dar (40). Aufgrund des reichhaltigen Angebots an raffinierten Lebensmitteln nehmen Männer durchschnittlich fast zehn Gram Salz täglich zu sich, Frauen 8,4 Gramm (41). Das Bedürfnis nach einem salzigen Geschmack ist Gewohnheit und kann auch wieder verlernt werden. Wenn Sie Salz verwenden, ist unbehandeltes Salz gesünder als Kochsalz. Menschen mit hohem Blutdruck können einen Teil des Salzes durch Kaliumsalz ersetzen oder ganz auf Salz verzichten. Am besten ist es, wenn Sie vor allem mehr kaliumreiche Nahrungsmittel in die Ernährung aufnehmen.
Kalium in der Nahrung
Die gute Nachricht ist, Kalium ist in gesunden Lebensmitteln reichlich vorhanden. Es ist häufig in Gemüse, Obst und Nüssen enthalten. Die kaliumreichsten Lebensmittel sind Kakao, Avocados, (Süß-)Kartoffeln, Bananen Kokoswasser, Spinat, Wassermelone, Linsen, Erdnüsse, Kichererbsen, Tomaten, Pistazien, Kürbiskerne, Mandeln, Pilze, Fisch und Joghurt (42). Auch getrocknete Früchte wie Pflaumen, Datteln, Rosinen und Aprikosen sind sehr reich an Kalium.
Kalium durch Nahrungsergänzungsmittel
Es gibt im Handel verschiedene Marken, die Kalium als Nahrungsergänzung im Sortiment haben. Dennoch wird von solchen Präparaten abgeraten, weil eine gesunde Ernährung leicht genügend Kalium liefert. Außerdem kann Kalium aus Tabletten oder Nahrungsergänzungspräparaten zu einem Überschuss führen, wodurch in leichten Fällen Magen-Darm-Beschwerden auftreten können, in schweren Fällen aber auch ernste Herzrhythmusstörungen.
Empfohlene Tagesdosis
Sowohl Männer als auch Frauen benötigen nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) täglich etwa 4.000 Milligramm Kalium. Nierenpatienten wird häufig geraten, Kalium zu reduzieren und eine kaliumarme Diät einzuhalten. Es gibt Hinweise, dass auch für Nierenpatienten mehr Kalium manchmal günstig sein kann; das wird in den letzten Jahren weiter untersucht.
Zu viel Kalium im Körper (Kaliumüberschuss)
Ein Überschuss an Kalium im Blut kann ebenfalls auftreten und wird als Hyperkaliämie bezeichnet. Der normale Kaliumspiegel im Blut liegt zwischen 3,5 und 5,1 mmol/Liter, das heißt, ab 5,2 mmol/Liter besteht ein Kaliumüberschuss. Ein Kaliumüberschuss kommt bei gesunden Menschen selten vor. Überschüssiges Kalium im Blut ist ein häufiges Problem bei Menschen mit Nierenversagen. Das liegt daran, dass die Nieren dann nicht optimal funktionieren und das überschüssige Kalium nicht richtig ausgeschieden werden kann. Eine Hyperkaliämie tritt auch häufiger bei Menschen auf, die bestimmte blutdrucksenkende Medikamente (Diuretika und ACE-Hemmer) und entzündungshemmende Mittel wie Ibuprofen einnehmen. Darüber hinaus besteht ein erhöhtes Risiko bei Menschen, die unter Morbus Addison leiden. Bei dieser Nebenniereninsuffizienz kommt es zu einem Mangel an Hormonen, die die Nieren zur Regulierung des Kaliumspiegels steuern. Erhöhte Kaliumwerte im Blut können zu Muskelschwäche und Herzrhythmusstörungen führen. Wenn Sie zu einer Risikogruppe gehören, ist es wichtig, Ihre Kaliumzufuhr über die Nahrung zu begrenzen.
Schlusswort
Für eine gute Gesundheit ist es wichtig, auf eine ausreichende Kaliumzufuhr zu achten. Die meisten Menschen erreichen die empfohlene Tagesdosis nicht. Viele konzentrieren sich auf andere Nährstoffe wie Magnesium und verlieren dabei schnell das Kalium aus den Augen. Einem Kaliummangel kann man leicht entgegenwirken, indem man mehr Gemüse, Obst, Nüsse, Hülsenfrüchte, Joghurt und Fisch isst.
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