Montag, 15. April 2024

So ungesund sind unregelmäßige Arbeitszeiten im höheren Alter

Unregelmäßige Arbeitszeiten können im späteren Leben krank machen (Foto: pixabay.com)


Es klingt langweilig, aber ein 9-bis-17-Uhr-Job ist wirklich das Beste für die Gesundheit. Jüngsten Untersuchungen zufolge führen unregelmäßige Arbeitszeiten zu allen möglichen Gesundheitsproblemen im späteren Leben.

 

Es ist seit langem bekannt, dass Arbeiten außerhalb der normalen Bürozeiten, insbesondere Nachtschichten, schlecht für die Gesundheit sind. Wissenschaftlern haben schon vor Jahren festgestellt, dass langjährige Nachtdienste sogar das Risiko für Schlafstörungen, Diabetes und Herz- und Gefäßkrankheiten erhöhen.

Langfristig unregelmäßige Arbeitszeiten

Diese neue Studie untersuchte die Auswirkungen unregelmäßiger Arbeitszeiten über einen längeren Zeitraum bei Berufstätigen im Alter zwischen 22 und 50 Jahren. Es lagen Daten von mehr als 7.000 Amerikanern vor, von denen über 60 Prozent (meist) normale Arbeitszeiten hatten. Knapp 30 Prozent arbeiteten zunächst während der üblichen Bürozeiten, wechselten aber später zu Abend- oder Nachtschichten oder variablen Arbeitszeiten. Die Ergebnisse waren eindeutig: Unregelmäßig arbeitende Menschen schliefen weniger und schlechter und waren im Alter on 50 Jahren häufiger depressiv. Die Müdigkeit und die psychischen Symptome führten dazu, dass die Menschen eher ein ungesundes Leben führten. Außerdem summierte sich dies im Laufe der Jahre.

Ungerecht verteilt

Am stärksten betroffen waren diejenigen, die in ihren 20er-Jahren normale Arbeitszeiten hatten und erst ein Jahrzehnt später umstiegen. Dies war für ihre Gesundheit genauso schädlich wie ein fehlender Schulabschluss. Unregelmäßige Arbeitszeiten waren in der Gesellschaft ungleich verteilt. Farbige Amerikaner zum Beispiel hatten viel häufiger unregelmäßige Arbeitszeiten und damit einen schlechteren Gesundheitszustand. Unregelmäßige Arbeitzeiten tragen also zur gesundheitlichen Ungleichheit bei.

Nachtarbeit statt Nachtruhe

„Eine Arbeit, bei der die Arbeitszeiten ständig zwischen Tages-, Abend- und Nachtschichten sowie unregelmäßigen Arbeitszeiten wechseln, kann einen großen Einfluss auf den Tagesablauf haben. Es wirkt sich darauf aus, wann jemand schläft, isst und soziale Kontakte pflegt“, erklärt Professorin Wen-Jui Han von der New York University dazu. „Aber diese veränderten Arbeitszeiten beinhalten auch Nachtschichten. Es ist also möglich, dass einige der gesundheitlichen Folgen dadurch entstehen. Wenn Menschen wach sein müssen, während der Körper eigentlich Ruhe braucht, stört das die biologische Uhr und damit den Schlaf, einschließlich der Schlafqualität.“

Unterschied bei körperlichen und psychischen Beschwerden

Die Wissenschaftlerin geht weiter auf die Ergebnisse ihrer Studie ein. „Diese Studie untersucht die Arbeitszeiten von Menschen im Alter zwischen 22 und 49 Jahren und die Gesundheit und Schlafqualität im Alter von 50 Jahren. Daraus können wir schließen, dass 25 Jahre mit unterschiedlichen Arbeitszeiten schlecht für die Gesundheit und den Schlaf sind. Meine andere Studie zeigt, dass es darauf ankommt, in welchem Lebensabschnitt und wie lange man unregelmäßige Arbeitszeiten hat. Die körperliche Gesundheit scheint vor allem durch die Arbeitszeiten im Alter von 40 bis 49 Jahren beeinträchtigt zu werden, während psychische Beschwerden vor allem auf unregelmäßige Arbeitszeiten im Alter von 22 bis 29 Jahren zurückzuführen sind.

Paradox

Wen-Jui Han war von den Ergebnissen überrascht. „Ich bin bei dieser Studie von der Annahme ausgegangen, dass Menschen in sozial schwachen Positionen eher unregelmäßige Arbeitszeiten haben, die sich auf ihre Gesundheit und ihren Schlaf auswirken können. Aber die Ergebnisse scheinen das Paradoxon der psychischen Gesundheit zwischen Schwarzen und Weißen zu bestätigen. So berichteten weiße Frauen über die meisten Stunden Schlaf und schwarze Männer über die wenigsten, doch bei der Schlafqualität war das Gegenteil der Fall. In Anbetracht des Stresses, dem ethnische Gruppen im täglichen Leben ausgesetzt sind, wie zum Beispiel Diskriminierung und schlechtere berufliche Position, würde man erwarten, dass sie eine schlechtere Gesundheit haben als weiße Menschen. Unsere Ergebnisse zeigen jedoch etwas ganz anderes: Schwarze Männer haben die beste Schlafqualität von allen, und sie sind psychisch und physisch genauso gesund wie alle anderen.“

Verletzliche Menschen

Dennoch schränkt sie ein: „Trotz dieses Ergebnisses muss ich hinzufügen, dass schwarze Männer und Frauen mit weniger als einem mittleren Schulabschluss und mit wechselnden Arbeitszeiten während eines Großteils ihres Arbeitslebens von allen Befragten am ehesten einen schlechten Gesundheitszustand hatten.“ Im Gegensatz dazu hatten weiße Männer mit Hochschulabschluss am ehesten eine gute Gesundheit, wenn sie feste Arbeitszeiten hatten.

Am Ende klingt die Wissenschaftlerin einigermaßen enttäuscht. „Arbeit, die uns eigentlich die Mittel für ein angenehmes Leben ermöglichen sollte, ist für einige zu einem Gesundheitsrisiko geworden, weil sich die Arbeitszeiten in dieser zunehmend ungleichen Gesellschaft ändern. Menschen in sozial schwachen Positionen, wie Frauen, Schwarze und weniger Gebildete, haben diese gesundheitlichen Folgen überproportional hart zu tragen.“

 

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