Montag, 24. Oktober 2022

Kann man zu gesund leben?




Eine gesunde Lebensweise ist sehr wichtig und kann dazu beitragen, Krankheiten vorzubeugen. Lifestyle ist daher aktueller denn je. Jeder Arzt, Ernährungsberater und Lifestyle-Coach wird Ihnen sagen, dass eine gesunde Lebensweise sich lohnt. Aber kann man auch zu gesund leben und wie erkennt man das?

 

Zunächst einmal: Was genau ist eine gesunde Lebensweise? Sie besteht aus einer Reihe von Elementen: gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung, bewusste Entspannung, ein schönes soziales Umfeld und guter Schlaf. Die Gestaltung dieser Elemente ist natürlich für jeden unterschiedlich. Nehmen wir zum Beispiel gesunde Ernährung. Der eine ernährt sich vollwertig, der andere vegetarisch und wieder andere essen kohlenhydratarm. Auch bei der Bewegung gibt es große Unterschiede: von 10.000 Schritten am Tag bis zum Marathontraining, von der Gartenarbeit bis zum Gewichtheben im Fitnessstudio. Ein gesunder Lebensstil ist eine Lebensweise, die Ihre Gesundheit verbessert und dafür sorgt, dass Sie sich besser fühlen. Ein Lebensstil ist immer sehr individuell: Er muss zu Ihnen, Ihren Möglichkeiten und Vorlieben passen.

Eigene Regeln

Wer gesünder leben will, stellt für sich selbst einige Regeln auf. Jeden Tag Gemüse essen, 10.000 Schritte am Tag laufen, rechtzeitig ins Bett gehen, Alkohol nur am Wochenende trinken, keine Süßigkeiten essen … All diese Regeln führen zu einem gesünderen Verhalten. Großartig! Aber die Regeln können auch zu viel werden. Wenn Sie zum Beispiel anfangen, sich vegan und kohlenhydratarm gleichzeitig zu ernähren. Oder wenn Sie jeden Tag stundenlang fasten, während Ihr Körper nach Nahrung schreit. Wenn Sie weiter Sport machen, obwohl Sie völlig erschöpft sind.

Messen ist Wissen

Es gibt eine Vielzahl von Hilfsmitteln zur Messung Ihrer Lebensweise. Zum Beispiel mit Ihrem Smartphone oder mit separaten Geräten. Ein Bewegungstracker am Handgelenk kann Ihre Schritte zählen und manchmal auch Ihre Herzfrequenz messen. Die Waage misst, ob Ihr Gewicht gleich bleibt. Es gibt Apps, in die Sie Ihre Nahrung eingeben und die Kalorien berechnen können, Apps, die Ihren Schlaf registrieren, Apps zum Entspannen und wenn Sie möchten, können Sie sogar den Blutdruck messen, Ihren Cholesterinspiegel bestimmen oder den Blutzucker erfassen. All das liefert Ihnen Informationen über Ihre Lebensweise und Ihre Gesundheit. Aber auch das ständige Messen kann zur Belastung werden. Zum Beispiel, wenn Sie hibbelig werden, wenn Sie sich nicht wiegen können. Oder wenn Sie lieber nicht auswärts essen gehen, weil Sie dann die Kalorien nicht gut zählen können.

Wenn Regeln zum Zwang werden

Sich selbst Regeln zu setzen und die Fortschritte zu messen, ist gut und schön. Aber was passiert, wenn es sich wie ein Zwang anfühlt? Wenn Sie in Panik geraten, sobald die Umstände Sie daran hindern, die Regeln einzuhalten? Wenn Ihre Ernährung immer mehr Einschränkungen bekommt? Oder wenn Sie anfangen, soziale Aktivitäten zu meiden, weil Sie sonst keinen Sport machen oder gesund essen können? Dann wird die gesunde Lebensweise zu einer schweren Last. Eine Belastung, die Stress erzeugt, was an sich schon kontraproduktiv für Ihre Gesundheit ist. Manchmal wird die zwanghaft gesunde Lebensweise auch als Orthorexia nervosa oder Orthorexie bezeichnet. Bei dieser Störung wollen die Betroffenen nur noch gesund essen und leben und dieses Streben bestimmt das ganze Leben. Orthorexie ist in der Psychiatrie noch nicht offiziell als eigenes Krankheitsbild anerkannt, sondern wird als Zwangsverhalten angesehen, das in einer Essstörung wie Magersucht enden kann. Aber es kommt durchaus vor, dass Menschen sich zu sehr von ihrem Wunsch nach einem gesunden Leben leiten lassen. Dadurch können sie nicht mehr unbeschwert leben und fügen der Gesundheit erst recht Schaden zu.

Leben Sie zu gesund?

Wollen Sie wissen, ob Sie übertrieben gesund leben? Schauen Sie sich Ihre Antworten auf folgende Fragen an:

 

· Haben Sie ein festes Schema für Ihre Mahlzeiten und Zwischenmahlzeiten, von dem Sie absolut nicht abweichen wollen?

· Schließen Sie bestimmte Nahrungsmittelgruppen oder Nahrungsmittel völlig aus? Zum Beispiel Zucker, Getreide, Obst oder tierische Produkte?

· Haben Sie einen festen Zeitplan für Sport und Bewegung, von dem Sie nicht abweichen wollen?

· Vermeiden Sie manchmal Partys oder Restaurantbesuche, weil Sie dann nicht so trainieren oder essen können, wie Sie es möchten?

· Sind Sie den ganzen Tag damit beschäftigt, Kalorien oder Schritte zu zählen?

· Sehen Sie sich in den sozialen Medien vor allem Influencer an, die durchtrainiert, schlank und muskulös sind?

· Ignorieren Sie Hunger, Müdigkeit oder andere Signale Ihres Körpers?

 

Wenn Sie zwei oder mehr Fragen mit „Ja“ beantwortet haben, nehmen Sie Ihre gesunde Lebensweise etwas zu ernst. Ihre guten Absichten sind vielleicht aus dem Ruder gelaufen. Besprechen Sie das einmal mit Freunden oder Familie und schauen Sie, was Ihre Mitmenschen von Ihrer Lebensweise halten. Sie können auch Ihren Hausarzt aufsuchen, wenn Sie Beschwerden wie Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Haarausfall oder Verdauungsprobleme haben. Das sind vielleicht Anzeichen dafür, dass Sie zu streng mit Ihrem Körper sind.

Die 80/20-Regel

Eine gesunde Lebensweise ist normalerweise etwas, das glücklich und energiegeladen macht. Aber es ist auch etwas, das Sie nicht perfekt tun müssen. Perfektion ist überhaupt nicht notwendig. Wenn Sie zu achtzig Prozent gesund und zu zwanzig Prozent ungesund leben, ist das völlig Ordnung. Das bedeutet: ab und zu einen Tag faulenzen, ein Restaurantbesuch mit Freunden, auch mal zu spät ins Bett gehen, ein Getränk oder einen Eisbecher draußen im Café genießen oder Kuchen essen bei einem Fest. Ein gesundes Leben wird erst dann wirklich gesund, wenn man entspannt damit umgeht. Sonst droht der gesunde Lebensstil schnell zur Essstörung zu werden, was erst recht krank macht und eine anstrengende und langwierige Behandlung erfordert. 

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