Verschiedene Sirupsorten werden als gesunde Alternative zu Zucker
angepriesen. Doch ist Sirup von Ahorn, Agave und Co. wirklich das
bessere Süßungsmittel?
Agave-, Ahorn-, Getreide- oder
Obstsirup: Sirup ist hip und wird als natürliche Alternative
beworben für alle, die ihren Zuckerverbrauch einschränken wollen.
Diätassistentin Tanja Callewaert erklärt, was Sie von den
Zuckeralternativen erwarten können und was nicht.
Gesünder?
Nein.
Sirupe sind keine gesunde Alternative zu Zucker. Sie enthalten keine
Saccharose wie in Haushaltszucker, aber - mit Ausnahme von
Getreidesirup - sehr viel Fruktose. Fruktose hielt man früher für
eine gesunde Zuckervariante, aber diese Vorstellung wuder durch die
Wissenschaft korrigiert. Ein hoher Konsum dieses Fruchtzuckers steht
heute in Verbindung mit Krankheiten wie Fettleibigkeit, zu hohem
Cholesterin und Bauchspeicheldrüsenkrebs. Verwenden Sie Sirup
deshalb, genau wie Zucker, in Maßen.
Natürlicher?
Nein.
In den Medien wird schon mal der Ausdruck natürlicher oder
unraffinierter Sirup benutzt. Das bedeutet tatsächlich nicht, dass
es um ein natürliches Produkt geht, das als Fertigprodukt geerntet
wird. Vorab durchläuft das Produkt einen umfangreichen
Produktionsprozess. Bei Ahornsirup beispielweise wird der süße
Ahornsaft erst erhitzt, so dass er nach einiger Zeit eine
konzentrierte Form annimmt. Bei Agavensirup wird der Stamm dieser
tropischen Fettpflanze ausgepresst. Dieser Saft wird aufgefangen,
gefiltert und erwärmt, um den Agavensirup zu erhalten. Durch die
Filterung werden allerdings eine ganze Menge wertvoller Nährstoffe
wie Antioxidantien, Mineralstoffe und Vitamine aus dem Sirup
entfernt. Darum entscheiden Sie sich am besten für Sirup mit einem
Grad-C-Qualitätslabel. Diese Sorten sind weniger gefiltert und
reicher an Mineralien, allerdings auch teurer als Grad-A-Sirup. Dafür
ist der Geschmack bei Grad-A-Sirupsorten feiner, milder und weniger
intensiv. Das Erhitzen oder Kochen von Sirup verändert den Nährwert
jedoch nicht.
Weniger Kalorien?
Ja.
Die meisten Sirupe enthalten etwas weniger Kalorien als
Kristallzucker. Der Gewinn beträgt ungefähr 75 Kalorien pro 100
Gramm je nach Sirupart und ist daher begrenzt. Darüber hinaus sind
es vor allem leere Kalorien, die dem Körper kaum nützliche Stoffe
wie Vitamine liefern. Aber man braucht davon weniger, um denselben
Süßeffekt zu bekommen. Sirup hat doch eine stärkere Süßkraft als
Haushaltszucker. Eine dreiviertel Tasse Agaven- oder Ahornsirup
entspricht einer Tasse Zucker. Bei Getreidesirup wie Reissirup ist
die Süßkraft etwas geringer.
Geht langsamer ins Blut?
Ja.
Eine der positiven Eigenschaften von Fruktose ist, dass dieser Zucker
sehr langsam im Blut aufgenommen wird (niedriger glykämischer
Index). Man erhält also keinen schnellen kurzzeitigen Energiekick
wie bei weißem Zucker, aber das Endergebnis ist dennoch gleich: Der
Körper nimmt genauso viel Zucker - in diesem Fall Fruktose - auf.
Die langsame Aufnahme macht Sirup aber interessant für Menschen, die
nicht an Diabetes leiden, aber trotzdem sehr empfindlich für die
Wirkung von Zucker sind (Hyperglykämie).
Ahornsirup verstärkt
Antibiotikawirkung
In
einer Studie
aus dem Jahr 2015 stellten Wissenschaftler fest, dass konzentrierter
Ahornsirup in Kombination mit synthetischen Antibiotika effektiv
Bakterienstämme bekämpft, die häufig Harnwegsinfektionen
verursachen. Sechs Polyphenole verstärken die Wirkung der
Antibiotika derart, dass sie auch der Bildung eines Biofilms
entgegenwirken. Biofilme sind Gruppen von Bazillen, die sich auf der
Bakterienoberfläche formen und eine Barriere bilden, so dass höhere
Dosierungen von Antibiotika nötig sind, um eine Wirkung zu erzielen.
Die Wissenschaftler hoffen, dass in Zukunft der Wirkstoff aus dem
Ahornsirup direkt in die Antibiotikakapseln integriert werden kann
und so ein fertiges Kombinationspräparat entsteht, das leicht
einzunehmen ist. Das kann der Bildung von Resistenzen vorbeugen, weil
die Dosierung des Antibiotikums gesenkt werden kann.
Zahnfreundlich?
Nein.
Sirupe sind eher noch schlechter für die Zähne, weil sie durch ihre
zähflüssige Konsistenz länger an den Zähnen haften bleiben.
Zahnfreundlich sind nur Zuckeraustausch- und Zuckerersatzstoffe wie
Sorbit, Xylit, Mannit, Maltit und Lycasin oder Süßstoffe wie
Aspartam, Saccharin und Cyclamat.
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