Donnerstag, 27. Juni 2019

Lungenembolie nach Flugreisen: Das Economy-Class-Syndrom


Eine Thrombose nach langen Reisen tritt häufiger auf als gedacht. Sie bleibt oft unbemerkt bis schwere Komplikationen auftreten.

Langes Stillsitzen auf Reisen und Flügen mit eingeschränkter Beinfreiheit erschwert die Durchblutung der Beine. Das kann zur Bildung von Blutgerinnseln in den Adern führen: eine tiefe Venenthrombose. Gefährlich wird es, wenn diese Gerinnsel sich nach der Landung, wenn man wieder in Bewegung kommt, lösen und mit dem Blutfluss in die Lunge gelangen. Dann kommt es zu einer Lungenembolie.
Das Risiko soll am größten sein bei langen Flugreisen oder mehreren aufeinanderfolgenden Flügen, aber eine Lungenembolie kann schon bei Flügen von mehr als vier Stunden auftreten.
Lange Flüge erhöhen das Risiko
Diese Erkrankung wird auch schon mal als „Economy-Class-Syndrom“ bezeichnet, tritt aber genauso gut bei Passagieren der Businessclass und sogar bei Piloten auf. Das Risiko steigt mit der Reisezeit: Eine Flugzeit von mehr als vier Stunden bedeutet eine Erhöhung des Thromboserisikos um das Zwei- bis Vierfache; bei einem Flug von über zwölf Stunden ist das Risiko zehnmal höher.
Die Erkrankung tritt nicht nur bei Flugreisen auf, sondern kann bei jeder Reise auftreten, bei der man lange Zeit still sitzt. Allerdings Flüge scheinen in dieser Hinsicht gefährlicher zu sein. Neben dem langen Stillsitzen soll auch die Atmosphäre in großer Höhe eine Rolle dabei spielen, dass das Blut sozusagen dicker wird und schlechter fließt.
Die Risikofaktoren
  • Schwangerschaft;
  • die Antibabypille und Hormonpräparate nach den Wechseljahren;
  • Krampfadern;
  • Rauchen;
  • eine individuelle oder familiäre Vorgeschichte mit tiefer Venenthrombose;
  • eine angeborene oder erworbene Blutgerinnungsstörung;
  • Krebs, Herzerkrankungen, Diabetes;
  • Fettleibigkeit;
  • Lebensalter: Das Risiko soll ab 40 zunehmen, aber darüber bestehen Zweifel;
  • kürzlich durchgeführte Operationen oder erlittene Verletzungen;
  • Ausdauertraining: Ausdauersportler (z.B. Marathonläufer, Radsportler) gelten als gefährdet, da sie einen langsameren Ruhepuls und eine lang
    samere Blutzirkulation haben. Laut einigen Studien sollen bis zu 85 Prozent der Betroffenen einer Flugzeug-Thrombose gut trainierte, eher jüngere Menschen sein.
Symptome
Eine tiefe Venenthrombose tritt meist unbemerkt auf. Vielleicht fühlt der Betroffene Krämpfe oder Schmerzen im Bein, das manchmal auch anschwillt. Die Erkrankung wird häufig nicht oder viel zu spät festgestellt, wenn schwere Komplikationen wie eine Lungenembolie oder ein Schlaganfall auftreten.
Achten Sie auf die folgenden Symptome während und in den ersten Wochen nach einer Flugreise:

  • Krämpfe oder Schwellungen im Unterschenkel oder an der Rückseite des Knies eines Beines (eine leichte Schwellung beider Beine nach einer langen Reise ist normal);
  • Atembeschwerden
  • Schmerzen in der Brust
  • Bewusstseinsverlust
Risiko einer Lungenembolie
Ein Stillstand der Durchblutung in den tieferen Beinvenen kann, wenn die Beine sich nicht bewegen, innerhalb weniger Stunden zur Bildung von Blutgerinnseln führen. Wenn diese Gerinnsel größer werden, können sich kleine Stücke lösen, in den Blutkreislauf gelangen und zur rechten Seite des Herzens transportiert werden. Von hier aus können sie in die Lunge geraten. Ein Gerinnsel in einer Hauptader im Bein kann mehrere Zentimeter groß sein. Wenn ein relativ großes Gerinnsel Herz und Lunge erreicht, kann das zum Tod führen. Die Betroffenen leiden in der Regel unter starken Schmerzen in der Brust und Kurzatmigkeit. Ein Arzt wird wahrscheinlich einen akuten Herzinfarkt vermuten. Da ein solcher Vorfall bis zu einigen Tagen nach einem langen Flug auftreten kann, ist ein Zusammenhang zwischen dem Flug und dem medizinischen Notfall nicht unbedingt offensichtlich.
Vorsichtsmaßnahmen
  • Tragen Sie lockere Kleidung und bequeme, nicht zu enge Schuhe. Ziehen Sie bei Bedarf Pantoffeln an.
  • Strecken Sie regelmäßig die Beine (mindestens alle halbe Stunde) und gehen Sie jede Stunde einige Schritte auf dem Gang.
  • Wenn Sie bereits Probleme mit Thrombosen oder Krampfadern haben, ist es am besten, spezielle elastische Strümpfe zu tragen, die die Beine an den Knöcheln zusammendrücken. Solche Stützstrümpfe senken das Risiko einer (asymptomatischen) Venenthrombose bei Flügen von mehr als vier Stunden. Passagiere ohne solche Strümpfe gehen ein Risiko von 10 zu 1.000 ein, dieses Risiko sinkt auf 1 zu 1.000 für diejenigen, die Kompressionsstrümpfe tragen.
  • Trinken Sie während des Fluges keinen Alkohol oder koffeinhaltige Getränke, weil sie austrocknend wirken. Trinken Sie viel Wasser (mindestens einen viertel Liter pro Stunde).
  • Bei einem stark erhöhten Risiko für eine tiefe Venenthrombose kann der Arzt für eine lange Reise den Blutgerinnungshemmer Heparin verschreiben und etwa zwölf Stunden vor Abflug in den Bauch injizieren. Aspirin verändert zwar die Blutgerinnung, ist aber nicht wirksam genug zur Vorbeugung von Venenthrombosen und außerdem auch nicht ohne Risiken.

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