Montag, 26. Mai 2014

Lösungsmittel schädigen das Gehirn auch noch nach Jahren


Lösungsmittel schädigen langfristig das Gedächtnis
(Foto: stux / pixabay.com)

Menschen, die während der Arbeit Lösungsmitteln ausgesetzt sind, haben im Rentenalter öfter Gedächtnisprobleme. Auch noch Jahre nach dem Ausgesetztsein.


Dämpfe von Farben, Klebern oder Entfettern: In vielen Berufen werden Arbeitnehmer mit diesen giftigen Lösungsmitteln konfrontiert. Und die gesundheitlichen Folgen äußern sich nicht immer unmittelbar nach dem Kontakt mit den Produkten. Viele Arbeitnehmer erfahren die negativen Auswirkungen erst nach Beendigung des Berufslebens. Im Rentenalter kämpfen viele mit Gedächtnisproblemen und nachlassender Gehirnleistung. Das ist das Ergebnis einer Studie im Fachmagazin »Neurology«, die von Forschern der Harvard School of Public Health durchgeführt wurde.

Zunehmendes Problem

»Unsere Erkenntnisse sind äußerst wichtig, angesichts der Tatsache, dass der Kontakt mit Lösungsmitteln häufig vorkommt, vor allem in Industrieländern wie den USA«, erklärt Studienautorin Erika L. Sabbath. »Lösungsmittel stellen ein realistisches Risiko für die kognitive Gesundheit von Arbeitnehmern dar. Sowohl jetzt als auch in der Zukunft. Da das Rentenalter steigt, dauert das Ausgesetztsein dadurch noch länger.«

Benzol, chlorierte Lösemittel, Petroleumlösemittel

Die Studie umfasste 2.143 Rentner, die während ihres Berufslebens Kontakt hatten mit chlorierten Lösemitteln, Petroleumlösemitteln und Benzol. Benzol wird benutzt um Plastik, Gummi und andere synthetische Materialien herzustellen. Chlorierte Lösemittel findet man unter anderem in bestimmten Reinigungsmitteln, Lacklösern und Entfettern. Petroleumlösemittel werden für verschieden Leimsorten, Lacke und Farben verwendet. Von den Teilnehmern waren 26 Prozent Benzol ausgesetzt, 33 Prozent chlorierten Lösemitteln und 25 Prozent Petroleumlösemitteln.

Fast alle haben kognitive Einschränkungen

Die Teilnehmer machten acht kognitive Tests ungefähr zehn Jahre nach dem Beginn des Rentenalters. Das Durchschnittsalter war 66 Jahre. Bei 59 Prozent hatten Beeinträchtigungen in bis zu drei Tests, 23 Prozent zeigten schlechte Ergebnisse in vier oder mehr Tests und nur 18 Prozent hatten keinerlei Beeinträchtigungen.
Arbeitnehmer, die lange Zeit und bis vor kurzem (12 bis 30 Jahre vor dem Test) Lösemittel eingeatmet hatten, hatten auch das höchste Risiko für Gedächtnisprobleme. Die Ergebnisse blieben gleich auch nach einer Korrektur von Faktoren wie Ausbildungsniveau, Alter, Rauchen und Alkoholkonsum.

Nachwirkungen nach 50 Jahren

»Die Menschen, die am meisten und bis in die jüngere Vergangenheit im Kontakt mit Lösemitteln waren, zeigten Beeinträchtigungen auf fast allen Gebieten von Gedächtnis und Wahrnehmung, auch auf Gebieten, die nicht in Verbindung gebracht werden mit dem Einatmen von Lösemitteln«, so Sabbath. »Das auffälligste Ergebnis war tatsächlich, dass wir auch kognitive Probleme bei Arbeitnehmern sahen, die mehr als 50 Jahre in der Vergangenheit im Kontakt mit Lösemitteln waren. Das deutet an, dass die Wirkung von Lösemitteln auf das Gedächtnis im Laufe der Zeit nicht verschwindet.«

Quelle: E. L. Sabbath, L.-A. Gutierrez, C. A. Okechukwu, A. Singh-Manoux, H. Amieva, M. Goldberg, M. Zins, C. Berr. Time may not fully attenuate solvent-associated cognitive deficits in highly exposed workers. Neurology, 2014; 82 (19): 1716 DOI: 10.1212/WNL.0000000000000413

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