Donnerstag, 23. Oktober 2025

Getrockneter Fisch ist reich an Vitaminen

Getrockneter Fisch ist reich an Vitaminen und Omega-3-Fettsäuren (Foto: pixabay.com)


Getrockneter Fisch wird in Ernährungsprogrammen oft unterschätzt. Eine neue Studie zeigt nun, dass selbst kleine Portionen luftgetrockneter und/oder geräucherter Fisch erheblich zum Tagesbedarf an Vitaminen beitragen. Damit kann getrockneter Fisch eine Schlüsselrolle im Kampf gegen Unterernährung spielen.

 

Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung der Lancaster University kombinierte Verbrauchsdaten aus der Living Standards Measurements Study (LSMS) in sechs Ländern (Elfenbeinküste, Ghana, Nigeria, Malawi, Tansania und Uganda) mit Laboranalysen von 19 häufig verkauften getrockneten Fischsorten aus Ost- und Westafrika und dem Indischen Ozean.

Trockenfisch leicht verfügbar und preiswert

Die Ergebnisse sind bemerkenswert. In diesen Ländern isst etwa ein Drittel der Haushalte wöchentlich getrockneten Fisch. Insgesamt essen 54 Prozent sogar mehr getrockneten als frischen Fisch. Die Verfügbarkeit und Erschwinglichkeit machen getrockneten Fisch vor allem wichtig für ärmere Haushalte und in küstennahen Regionen. Dies unterstreicht laut den Wissenschaftlern die Bedeutung, lokale Fänge vor allem für den lokalen Verbrauch zu nutzen und nicht nur für den internationalen Markt. Die Studie ist im Fachblatt „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) zu finden.

Fischpulver leicht einzusetzen gegen Vitaminmangel

Der Nährwert von getrocknetem Fisch ist hoch und konzentriert. Die Produktionsprozesse, bei denen Fisch getrocknet oder geräuchert wird, entziehen dem Fisch Flüssigkeit. Dadurch ist er nicht nur länger haltbar, sondern es steigt auch die Konzentration wichtiger Nährstoffe erheblich an. Alle untersuchten getrockneten Fische enthielten mehr Nährstoffe pro Portion als die frische Variante.

Für Frauen und Kleinkinder können bereits kleine Portionen einen großen Unterschied machen: Sie liefern mehr als 15 Prozent der empfohlenen Tagesmenge an Kalzium, Jod, Eisen, Selen, Zink und den Vitaminen B12 und D. Die genaue Vitaminzusammensetzung hängt davon ab, welcher Fische gegessen wurde und woher er stammt: Geräucherte Fischarten aus dem Meer enthalten vor allem viel Eisen und Omega-3-Fettsäuren. Süßwasserfische aus dem Victoriasee enthalten dagegen relativ mehr Kalzium und Zink.

Die Wissenschaftler sehen in getrocknetem Fisch ein direkt einsetzbares Mittel gegen Vitaminmangel bei gefährdeten Gruppen. Als mögliche Lösung denkt das Team beispielsweise an Fischpulver aus Arten, die reich an Omega-3-Fettsäuren, Jod und Selen sind. Diese Pulver können dann unter den Brei für Babys und Kleinkinder gemischt werden. Solche Produkte sind leicht verdaulich, kostengünstig, lange haltbar und zudem leicht zu transportieren. Dadurch eignen sie sich hervorragend für die Behandlung und Vorbeugung von Unterernährung, für Schulmahlzeiten und für Nahrungsmittelhilfeprogramme.

Trockenfisch unterschätzt

Das Team betont, dass die Bedeutung von Trockenfisch lange Zeit unterschätzt wurde. „Bislang wurden die Rolle und der Umfang von Trockenfisch für die Ernährungssicherheit und Ernährung oft unterschätzt“, sagt Experte James Robinson. „Außerdem blieb die Bedeutung oft verborgen, so dass wir nicht richtig erkennen konnten, wie diese Produkte zu einer gesunden Ernährung beitragen. Überall in Afrika und Asien werden Fische aus dem Meer, aus Seen und Flüssen getrocknet, geräuchert oder frittiert. Auf diese Weise werden große Mengen an erschwinglichen und nahrhaften Lebensmitteln produziert, die lange haltbar und leicht zu transportieren sind.“

Teammitglied Rucha Karkarey weist außerdem auf den saisonalen Aspekt hin: „Getrockneter Fisch kann Lücken in Jahreszeiten mit geringer Nahrungsversorgung füllen, wie beispielsweise Fisch auf den Lakshadweep-Inseln, der bereits vor dem Südwestmonsun gefangen und getrocknet wird.“

Das Team hofft, mit seiner Forschung einen Beitrag leisten zu können. Da Produktion und Handel oft in kleinem Umfang und informell sind, fehlten bisher zuverlässige Zahlen über die Verbreitung, den Verbrauch und die Zusammensetzung von getrocknetem Fisch. Nach Ansicht des Teams ändert sich dies derzeit: Obwohl hochwertige Analysezahlen zu kleinen, verarbeiteten Fischen in vielen afrikanischen Lebensmitteldatenbanken noch fehlen, ist diese Studie bereits ein wichtiger Schritt in Richtung besserer Ernährungsempfehlungen. Mit besseren Daten können Ernährungsrichtlinien gezielter eingesetzt werden, um dort, wo getrockneter Fisch den größten Unterschied im Kampf gegen Unterernährung macht, am meisten zu bewirken.

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